BEGEHRTE AUTOS: SPORTWAGEN SAMMELN: WELCHE MODELLE SICH LOHNEN – UND WELCHE NICHT

Benjamin David ist Mitte 30 und hat im Hamburger Osten mit David Finest Sports Cars sein eigenes Autohaus. Doch nicht jedes Fahrzeug eignet sich gleichermaßen für die Sammlung. Was es zu beachten gibt, verrät er im Interview mit dem stern.

Herr David, eignen sich Fahrzeuge generell als Kapitalanlage?

Ich denke nicht. Niemand hat eine Glaskugel und kann mit Sicherheit sagen, welches Auto morgen ein Vermögen einbringen wird. Sonst hätten damals alle ihren VW Bulli oder Käfer behalten. Man sollte also nur dann ein Auto kaufen, wenn man es vor allem für sich selbst tut. Bringt der Wagen später mehr, als man dafür bezahlt hat – toll. Wenn nicht, sollte das egal sein. Wenn einen die entstandenen Kosten ärgern, hat man sein Geld falsch investiert.

Sie meinen den Kaufpreis?

Ganz und gar nicht. Ein Auto ist kein Goldbarren oder von mir aus eine Uhr – also ein Gegenstand, den man einfach irgendwo wegschließt und wartet. Ein Auto muss trocken stehen, braucht Strom, muss zum Tüv, braucht Bewegung, muss zum Service und hat zahlreiche Verschleißteile. Der Betrieb eines alten Autos kann über die Jahre ganz schön ins Geld gehen.

Und wenn ich den Wagen einfach in eine luftdichte Folie packe und sicher abstelle?

Das ist das Gemeine: Wenn ich Autos einfach wegstelle und abwarte, türmen sich bei manchen Modellen die Kosten, um sie später wieder zum Leben zu erwecken. Man muss sich um Fahrzeuge kümmern. Also ganz klar: Wer kein wirkliches Interesse an diesem Thema hat und nicht fahren will, sollte sich etwas anderes suchen.

"Niemand braucht diese Autos"

Für den Sammler von Morgen: Welche Autos werden heute vielleicht noch übersehen und sind daher vergleichsweise günstig zu haben?

Wie gesagt: Wenn wir das wüssten. Aber im Niedrigpreissegment kann ich nur den Golf empfehlen. Golf 2, Golf 4 – am besten in einer besonderen Variante mit einem beliebten Motor, also GTI oder R32. Es hilft, sich vor Augen zu führen, dass das Geschäft rein emotionsgetrieben ist. Niemand braucht diese Autos. Aber wenn ein bestimmtes Fahrzeug Kindheitserinnerungen weckt oder es eine persönliche Bindung zu einem Modell gibt, spielen rationale Gedanken beim Kauf eine untergeordnete Rolle.

Nehmen wir an, Geld spielt keine Rolle. Was kann man dann mit gutem Gewissen sofort kaufen?

Dann Ferrari. Alles mit Saugmotor und V12. Unterschätzt ist meiner Meinung nach auch der Porsche 996, insbesondere als Turbo oder GT. Wenn es optisch ungewöhnlich sein darf, kann ich auch einen Blick auf den Porsche 944 oder 968 empfehlen. Beide völlig unterbewertet in meinen Augen. 

Was ist mit Neuwagen?

Die Stars von Morgen bekommt man auch heute schon nicht. Versuchen Sie mal als Neukunde bei Ferrari oder Porsche eines der begehrten neuen Modelle zu kaufen. Das wird nicht klappen. Bei den wirklich interessanten Autos braucht man Kaufhistorie, sonst versauert man auf der Warteliste. 

Ein Beispiel?

Da gibt es so viele. Porsche 911 S/T oder Ferrari Purosangue – vermutlich auch der neue 12 Cilindri. Selbst wenn man das Geld bar auf Tasche hat, wird man bei den Autohäusern keine Abnehmer finden, wenn man dort kein Stammkunde ist oder massive Beikäufe tätigt. Für einen Porsche 911 S/T musste ich zum Beispiel vier Taycan Bestandsfahrzeuge abnehmen. Für mich als Händler rechnet sich das. Privat macht das vermutlich keinen Sinn.

Angenommen, ich habe die Chance: Welche Fehler kann ich beim Kauf eines ohnehin begehrten Wagens machen?

Das ist stark vom jeweiligen Modell abhängig. Grundsätzlich ist es nie eine gute Idee, am falschen Ende zu sparen. Wenn meinem Auto die besonderen Sitze, die jeweils beliebte Lackierung oder Carbon an bestimmten Stellen fehlt, kann es für viele Interessenten schon unten durch sein. Im Zweifel sollte man einmal Rücksprache mit einem Experten halten, was auf keinen Fall fehlen darf – und dann kaufen.

Wie sieht das bei Gebrauchten aus?

Der Ansatz ist erstmal gleich. Ist das Auto insgesamt interessant für den Markt? Wenn ja – gut. Und dann sollte man unbedingt recherchieren: Wie sieht die Historie aus? Ist der Wagen wirklich unfallfrei? Wo kommt das Fahrzeug her? Gibt es Wartungsstau oder Standschäden? Liegen alle Rechnungen vor oder klafft eine Lücke in der Dokumentation? Wenn ja – warum? Erst wenn das alles geklärt ist, sollte man den Kauf erwägen, damit keine Niete in der Garage landet.

Gibt es Autos, bei denen Käufer sich vielleicht sogar etwas verschätzt haben, was die Preisentwicklung angeht?

Tatsächlich ist es so, dass die Mercedes G-Klasse aktuell große Schwierigkeiten hat. Die wurde jahrelang nur mit Aufschlag angeboten, jetzt ist der Trend komplett vorbei. Das hat immer verschiedene Gründe. Bei der G-Klasse ist es zum Beispiel der Wegfall des russischen Marktes, wodurch im Rest der Welt ein Überangebot entstanden ist. Bei Neuwagen spielt eine Limitierung eine große Rolle – wie bei Gebrauchten eigentlich auch. Seltenes steigt im Wert, kurze Produktionsengpässe gleichen sich meist irgendwann aus.

Geht so ein Verkauf eigentlich schnell, wenn man dann das Geld braucht?

Auch das kann man pauschal nicht beantworten. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, muss man bei gewissen Dauerbrennern bleiben, die sich vergleichsweise schnell drehen. Das sind bei mir im Laden zum Beispiel der Porsche 911 in allen möglichen Ausbaustufen. Der 964 ist ein absoluter Klassiker, 993 läuft auch bestens. Die Autos kann man nicht nur ein Leben lang fahren, sondern im Zweifel auch relativ schnell verkaufen. Bei anderen Autos, die alle wollen, die aber zu teuer oder zu speziell sind, wartet man selbst mit einem Spitzenexemplar gut und gerne länger als ein halbes Jahr. Beispielsweise ein Mercedes-Benz 300SL Roadster. Ab einem gewissen Preis wird die Zielgruppe natürlich immer dünner.

Aktuell befinden wir uns in der größten Antriebswende seit Erfindung des Verbrenners. Sollte man sich nicht besondere Elektroautos wegstellen, die in 30 Jahren beim E-Oldtimer-Treff für offene Münder sorgen?

Das überfordert meine Glaskugel. Spreche ich vom Ist-Zustand, habe ich keine guten Nachrichten. Im Sportwagensegment spielen Elektroautos keine Rolle, egal, wie toll oder performant sie sind. Vielleicht sind es die tatsächlichen Nachteile im Alltag, die fehlende emotionale Komponente bei meinen Kunden oder einfach die Unsicherheit, wie es mit dem Werterhalt der Fahrzeuge aussieht. Wenn man jetzt schon eine Beziehung zu einem bestimmten Fahrzeug aufgebaut hat – kaufen, lagern, versuchen. Im Zweifel braucht man in 30 Jahren eine neue Batterie und ab dafür. Ob die Autos dann aber noch jemand haben will – keine Idee.

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