Deutschland will den Verbrennungsmotor abschaffen, hat aber wegen der Energiewende horrende Strompreise. Eine unglückliche Kombination - auch für den Flotten- und Dienstwagenmarkt. Wie sieht die Zukunft fpr Elektro-Diesntwagen aus?
Der Wegfall der Elektroauto-Kaufprämien hat für reichlich Diskussionen gesorgt . Manche machen diese Entscheidung der Ampel sogar verantwortlich für den momentanen Einbruch bei den E-Auto-Verkaufszahlen. Dabei wird ein wichtiger Aspekt vergessen: Viele andere Privilegien und finanzielle Vergünstigungen der Emobilität bleiben ja erhalten - vor allem für den Einsatz als Dienstwagen. So ist der geldwerte Vorteil der privaten Nutzung bis zu einem Listenpreis von 70.000 Euro statt mit einem Prozent des Bruttolistenpreises nur mit 0,25 Prozent zu versteuern.
Die Kappungsgrenze hat die Ampel sogar rückwirkend zum 1. Januar 2024 deutlich angehoben, sie hatte vorher noch bei 60.000 Euro gelegen. Die von der Elektro-Lobby für das Kaufprämien-Aus gescholtene Ampel hat also tatsächlich wohlhabenden Elektroauto-Käufern sowie den Anbietern teurer Premium-Stromer ein Geschenk gemacht - zulasten der Steuerzahler. Mobilitätswende ins Stocken gebracht - Zoff legt Ausbau lahm: Tesla und Autobahn GmbH streiten um Ladesäulen
Dennoch hat die Emobilität im Dienstwagen- und Flottenbereich ein Problem. Denn die entscheidende „Total Cost of Ownership“ (TCO), also die Gesamtkosten eines Fahrzeugs, sind bei E-Autos nicht mehr wesentlich niedriger und zum Teil sogar höher als bei Verbrennern. „Bei vielen Modellen herrscht annähernd Parität. Bei gängigen Fuhrparkautos liegen Diesel sogar knapp vorn“, schreibt die „Automobilwoche“ und beruft sich auf eine eigens erstellte Auswertung des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM) . Im Januar und Februar kamen E-Autos im Flottenmarkt demnach gerade einmal auf zwölf Prozent Marktanteil. Im Gesamtjahr 2023 lag der Durchschnitt bei 19 Prozent.
Der eigentlich schon abgeschriebene Dieselmotor schlägt sich dabei besonders gut. Der Verband hat die TCO von 13 verschiedenen Diesel- und Elektro-Modellen verglichen. Das Fazit: „Auf drei Jahre betrachtet verursachen Diesel monatliche Kosten von durchschnittlich 1324 Euro, E-Autos liegen bei 1331 Euro. Diese Tendenz bestätigen auch Autokostenberechnungen des ADAC zu Verbrennern mit ihren Elektro-Pendants“, so die „Automobilwoche“. Schwestermodell des Porsche Macan - Kann dieses SUV Audi retten? Wir testen den neuen Elektro-Gleiter Q6
Gerade bei kleinen E-Autos spielte tatsächlich der Umweltbonus eine wichtige Rolle bei der Wettbewerbsfähigkeit. Je größer die Autos sind und je höher der Verbrauch, desto eher fallen aber auch die Stromkosten ins Gewicht. Die sind in Deutschland aus mehreren Gründen höher als in vielen Nachbarländern. Während beim Laden an der Wallbox in der eigenen bzw. der Firmen-Garage die Kosten noch überschaubar sind, sieht es beim Schnellladen schlecht aus.
Während bei Plug-In-Hybriden als Dienstwagen das Problem besteht, dass sie auf längeren Strecken oft gar nicht aufgeladen werden , sind es bei reinen E-Autos die Kosten fürs Schnellladen, die die erhoffte Ersparnis verhageln können. Im Schnitt kostet laut Deutschlands größtem Elektroauto-Portal EFAHRER die Kilowattstunde an einem öffentlichen Schnelllader 60 Cent. „Wenn der Dienstwagenfahrer beim Laden seines E-Autos nicht aufpasst und immer an teuren Autobahn-Schnellladern Strom tankt, ist jeder TCO-Vorteil von E-Autos schnell dahin“, so Marc Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Betriebliche Mobilität, zur „Automobilwoche“. Dazu kommt der Zeitverlust im Vergleich zu Diesel-, Benzin- oder Hybrid-PKW wegen der häufigen Ladevorgänge.
Nach wie vor ist es aber die Reichweite, bei der derzeit kein einziges E-Auto eine Chance gegen einen sparsamen Diesel-PKW hat, schon gar nicht im preissensiblen Dienstwagen- und Flotten-Geschäft. So führte die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) für ihren jüngsten Automarkt-Report eine Umfrage unter Fuhrpark-Managern durch. Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten gehen nicht davon aus, dass Elektroautos in der Lage sind, alle im jeweiligen Betrieb anfallenden Strecken rein elektrisch zurückzulegen. Zunehmend wirkt sich auch hier der Reichweiten-Betrug beim Elektroauto aus: Die von den Herstellern in Aussicht gestellten Reichweiten bleiben in der Praxis zum Teil deutlich unter den realen Reichweiten . PUSH - Klickdown VW ID Buzz - In einem Punkt kann der elektrische Bulli seinem Diesel-Vorgänger nicht das Wasser reichen
Der Verbrauch von E-Fahrzeugen überzeugt vor allem im Stadtverkehr mit vielen Stop-and-Go-Phasen und beim langsamen Gleiten. Hier hat der Verbrenner einen klaren Nachteil, wenn es sich nicht gerade um ein Hybridmodell wie den Toyota Prius handelt. Auf der Autobahn dagegen benötigen die schweren Stromer erheblich mehr Energie. Und selbst mit einem Tempolimit würde das prinzipiell so bleiben, zeigt ein aktueller Vergleich der Zeitschrift „AutoBild“ : Schon bei 130 km/h bestanden 53 von 61 Modellen den Reichweiten-Test der Experten nicht. Diese Erfahrung machen natürlich auch vermehrt Flotten-Betreiber und Dienstwagen-Nutzer.
Dazu kommt ein weiteres Problem: der hohe Wertverlust aktueller Elektro-Modelle. Gerade im Leasing entfällt ein hoher Anteil der ausgelieferten Fahrzeuge auf gewerbliche Nutzer. Für Schlagzeilen sorgte kürzlich die Entscheidung mehrerer Mietwagen-Firmen, Elektroautos - vor allem von Tesla - aus dem Programm zu nehmen. Einer der Gründe: Schwer kalkulierbare Restwert-Entwicklungen, die für Vermieter nur dann tragbar sind, wenn das Wertverlust-Risiko durch sogenannte Buyback-Klauseln beim Autohersteller liegt . E-Auto-Laden kostet nur 3 Euro im Monat - Autofahren für unter 3 Euro im Monat: E-Auto-Besitzer zeigt seinen Kostentrick
Es dürfte also viele Unternehmen geben, die jetzt wieder Verbrenner als Dienstwagen anschaffen, seien es nun Benziner, Hybride oder Diesel. Auf Langstrecken zeigt sich auf absehbare Zeit weiter die Überlegenheit dieser Antriebsarten. „Es gibt in diesem Segment sicher einige Firmen, die sich von der E-Mobilität wieder abgewandt haben“, so Flotten-Experte Marc Oliver Prinzing zur „Automobilwoche“.
Allerdings spricht einiges dafür, dass dies eher eine Delle für den Elektro-Flottenmarkt darstellen wird als einen substanziellen Niedergang. Denn es gibt entscheidende Faktoren, die klar für elektrische Dienstwagen sprechen - zumindest dann, wenn es sich nicht um echte Langstrecken-Autos handelt:
Zudem dürfen sich Elektroauto-Käufer wegen des aktuell schleppenden Absatzes über steigende Rabatte freuen. Sogar Tesla bekommt derzeit nicht alle seine produzierten Fahrzeuge los , so dass die Amerikaner bald wieder ihre Stromer mit hohen Nachlässen in den Markt drücken werden. Darauf müssen dann auch VW, Mercedes, BMW und Co. reagieren; zusätzlich unter Druck gesetzt von der wachsenden Konkurrenz chinesischer Elektroauto-Marken. Chinesischer Autohersteller unterbietet Benziner - Preiskampf der E-Autos: Diese Marke unterbietet Benziner und Diesel
Allerdings ergeben sich hier auch Chancen für technologieoffene Hersteller wie BMW oder klassische Dienstwagen-"Könige" wie Skoda. So haben die Tschechen gerade erst ihren Klassiker Octavia geliftet und mit neuen Hybridmodellen an die verschärften EU-Abgasnormen angepasst. Mit leichten Änderungen dürfte der Wagen noch lange produziert werden - und trifft dabei auf immer weniger Konkurrenz:
Der Kuchen für Verbrenner im Flotten-Geschäft wird also mittel- bis langfristig immer kleiner - doch Unternehmen wie Skoda oder BMW, die antriebstechnisch breit aufgestellt sind, werden sich davon wohl ein größeres Stück abschneiden können. Flottenbetreiber, die langfristig mit Benzin-, Diesel- oder Hybrid-PKW planen, sollten derweil Marken mit einem frühen Verbrenner-Ausstieg künftig meiden . Denn es ist zu erwarten, dass dort parallel zur Modellpalette auch die Möglichkeiten für Wartung und Service sowie der Ankauf gebrauchter Verbrenner zurückgefahren werden.
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